Teil 2: Fahrer Fred Huber mit Bruder Sepp im Beiwagen

Immer schnell unterwegs: Die "Huaba Buam"

 

von Christa Auer

 

Couragiert, talentiert und zielstrebig - Fred und Sepp Huber schrieben ein sehr erfolgreiches

Kapitel in der Obinger Rennsportgeschichte. Ab 1958 rockten die „Huaba Buam“ im BMW

Seitenwagen-Gespann die Rennszene und eilten von Sieg zu Sieg.

 

Nach ihrem „Problemrennen“, dem großen Preis von Österreich, beendete das Brüderpaar

1966 die gemeinsame Karriere, die mit zwei Deutschen Juniorenmeistertiteln und zahlreichen

Podest-Plätzen recht erfolgreich war. Sepp Huber stieg anschließend als Co-Pilot von Arsenius

Butscher und Rolf Steinhausen zum damals wohl weltbesten Beifahrer auf. Er krönte seine

Laufbahn mit zwei Weltmeister- und einem Vizeweltmeistertitel. Fred Huber bewies von 1964

bis 1966 auch als Bob-Fahrer in den steilen Kurven des der Eisbahn sein fahrerisches Können.

 

Wieder ein Sieg: Fred (auf dem Motorrad) und Beiwagenfaherer Sepp waren

ab 1958 ein erfolgreiches Gespann

 

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Der Mama das Hobby erstmal verheimlicht

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Buam, wo fahrt’s denn hin?", wurden Fred und Sepp Huber oft von ihrer Mutter gefragt. „Ach

hinter Minga (München)“, lautete dann ihre Standardantwort, wenn sie zu Motorradrennen

aufbrachen. Ihr nicht ganz ungefährliches Hobby hatten die beiden vorsichtshalber erst einmal

verheimlicht.

 

Die Brüder hatten viel Glück, wie sie im Nachhinein feststellten, denn die meisten

Stürze verliefen glimpflich. „Der Flug ist ned schlimm, nur die Landung ist manchmal hart“,

kommentiert Fred Huber das Unausweichliche. Und die beiden waren hart im Nehmen. Sepp

Huber ergänzt, dass er bei seinen Stürzen in der Luft überlegt habe, wie bei der Landung am

wenigsten kaputtgehe. Gelegenheit dazu hatte er genügend und über den ein oder anderen

„Ausritt“ können die beiden heute schmunzeln. Beispielsweise über einen Zwischenfall beim

Rennen in Tschechien 1974. Bei Tempo 250 wurde Sepp durch den Fahrtwind ausgehoben und

rutschte bäuchlings nach hinten über den Seitenwagen, ehe er mit ausgebreiteten Armen und

nur ein paar Schürfwunden im Kiesbett landete. Fahrer Rolf Steinhausen merkte das Fehlen des

Co-Piloten erst nach einigen Metern. Oder ein Ausflug in die Böschung am Nürburgring …

Es gäbe noch viele kuriose Renngeschichten zu erzählen, doch der Reihe nach. Der Obinger

Seitenwagen-Rennfahrer Franz Wimmer hatte Fred Huber „g’lustig gemacht“ und nachdem er

einige Rennen auf der Grasbahn in Tacherting angeschaut hatte, stand fest, dass eine

Rennmaschine her muss.

 

Das war aber alles andere als einfach. Nach längerer Suche trieb er eine gebrauchte 500er

BMW auf, die für die Rennen ein wenig auffrisiert wurde. Fritz Albert, baute den Beiwagen auf

allerdings für die linke Seite. Der bekannte Sandbahnfahrer war der Meinung, dass das

der Trend der Zukunft sei. In der Praxis zeigte sich das Gefährt, bei den Trainingsfahrten auf

den heimischen Stoppelfeldern, aber störrisch.

 

Kurz vor dem Pfingstrennen 1958 war ein Beifahrer dringend gesucht. Alle bisherigen

Interessenten waren nämlich abgesprungen und Fred Huber fiel nichts Besseres ein, als bei der

Stallarbeit seinen Bruder zu fragen. „Dann fahr i halt mit“, hat Sepp Huber geantwortet und der

Rest ist Obinger Rennsportgeschichte. Denn das Brüderpaar war ein geniales Duo auf der

Rennstrecke.

 

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Verletzt und per Anhalter zur Rennstecke

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Auch wenn der Start noch etwas holprig war. Bei einer Testfahrt am Tag vor dem Rennen fuhr

Konstrukteur Fritz mit dem Gespann in einen zwei Meter tiefen Graben und Sepp Huber wurde

mit Verletzungen am Brustkorb ins Krankenhaus eingeliefert. Also musste am Renntag ein

neuer Co-Pilot her und der zufällig anwesende Karl Kufner aus Obing kam zu seinem ersten

und einzigen Einsatz. Rechtzeitig zum Zuschauen war Sepp Huber auch wieder vor Ort. Er

hatte sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen und war per Anhalter an die Rennstrecke

gekommen.

 

Die weiteren Rennen in Miesbach und Holzkirchen glichen auch eher einem Himmelfahrts-

kommando, weil die Radien für das Linksgespann zu eng waren, doch die „Huaba Buam“

trotzten mit fahrerischem Können allen technischen Unwägbarkeiten. Nach einigen

Tipps von Rennfahrerkollegen und dem Umbau des Beiwagens auf die rechte Seite, folgten

aber schon die ersten guten Platzierungen und "wenn nix kaputtgegangen ist, war ma oiwei

unter den ersten drei", erinnert sich Fred Huber an die ersten Jahre.

 

1961 verabschiedeten sich die „Huaba Buam“ von der Sandbahn und trumpften mit einer

neuen Rennmaschine bei Straßenrennen auf. Auf Anhieb gewannen sie die Deutsche

Juniorenmeisterschaft und machten sich mit spektakulären Streckenrekorden wie dem

Steilwandrekord von 222 Km/h auf der Berliner Avus nicht nur unter den Rennfahrerkollegen

als „rote Teufel“ einen Namen. Diese Zeit wurde nie mehr überboten.

 

Als Lizenzfahrer behaupteten sie sich mit vielen guten Ergebnissen in der Weltelite und 1965

belegten sie – trotz deutlicher Defizite beim Material - den fünften Platz in der Weltmeister-

schaft. Nur der große Preis von Österreich stellte für die Brüder immer ein Problemrennen dar.

1966 hat sich Fred Huber, laut eigner Aussage, das ganze Rennen über so ärgern müssen,

dass er seine Maschine noch am selben Tag an einen Mitkonkurrenten verkaufte und seine

Rennfahrerlaufbahn beendete.

 

Sepp Huber setzte seine Rennsportkarriere als Co-Pilot von Weltklassefahrern wie Helmut

Lünemann und Helmut Fath fort. Bei Lünemann ist der Kämpfer und Seitenwagenakrobat aber

schnell wieder ausgestiegen, weil der ihm zu wenig Gas gegeben hat. 1971 wurde Sepp Huber

mit Arsenius Butscher Vizeweltmeister. Wäre der schwere Sturz beim Rennen in Belfast nicht

gewesen, hätte es wohl zum Titel gereicht. Nach der Saison gab Sepp Huber – wenn auch

schweren Herzens - nach 13 Rennjahren seine Abschied vom Rennsport bekannt. Doch in der

Szene wurde schon gemunkelt, ob diese Entscheidung wohl endgültig sei.

 

1974 kam dann der Anruf von Rolf Steinhausen. Trotz guten Materials, wollten sich die

sportlichen Erfolge bei dem Nordrheinwestfalen nicht so recht einstellen. „Wenn du etwas

gewinnen willst, musst du dir den Huber Seppl holen“, hatte Motorenbauer Dieter Busch ihm

deshalb geraten. Die Aussicht auf eine Rennsaison mit dem neuen König-Vierzylinder-

Zweitakt-Motor ließ den Obinger nicht lange zögern - „zum Abgewöhnen“, wie er später

einmal sagte. Seine Klasse stellte er dann eindrucksvoll unter Beweis, denn das Duo gewann

gleich das erste Rennen und krönte die Zusammenarbeit mit den Weltmeistertiteln 1975

und 1976.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1999 und 2000 sind die "Huaba Buam" bei verschiedenen

Sandbahnrennen erneut gestartet. Im Jahr 2000 wurden sie

in Herxheim unter zehn Teilnehmern Vize-Europameister.