Teil 7: Siegi Schrankl

 

von Christa Auer

 

Karrieretechnisch ist der Motorsportler Siegi Schrankl seit über 35 Jahren zweigleisig

unterwegs. Als Beifahrer von Hermann Gassner hat er u.a. vier Deutsche Meisterschaften

und fünf Vizemeisterschaften eingefahren und zählt somit zu den erfolgreichsten Co-Piloten

im deutschen Rallye-Sport. Nebenbei fährt der Obinger noch Autoslaloms und Bergrennen.

Ebenso wie Bruder Horst, der 1968 bei einem Bergrennen tödlich verunglückte, hat er gezeigt,

dass die Obinger auch auf vier Rädern superschnell sind.

 

„Es macht brumm und stinkt“ – schon früh hat Siegi Schrankl den Rennsport für sich entdeckt.

Das  Rennfahrer-Gen hat er wohl von Mama Friedl geerbt. Sie fuhr in den 20ger Jahren selbst

einige Motorradrennen am Samerberg. Mit Begeisterung hat der Bub dann die Karriere der

Obinger Seitenwagenfahrer Fredl und Sepp Huber miterlebt und dabei auch sein Interesse für

fahrbare Untersätze entdeckt. Verstärkt wurde seine Leidenschaft für schnelle Gefährte durch

seinen älteren Bruder Horst, der von 1964 bis 1968 mit einem Porsche 911 Bergrennen

gefahren ist. Da war der Ansporn natürlich groß, die eigene Motorisierung möglichst schnell

voranzutreiben und endlich selber fahren zu können. Dafür wurde geschraubt, was das Zeug

hält. Anschließend ging es mit der Dorfjugend auf die nicht ganz offiziellen Teststrecken von

Pittenhart nach Fachendorf oder über das Hinterland nach Frabertsham. Der Führerschein war

somit eher eine Formsache, denn Fahrpraxis hatte der Obinger schon vorher gesammelt. Mit

18 ging es dann im 190ger Mercedes Diesel ganz offiziell auf die Piste, doch das Experiment

„Orientierungsfahrt“ scheiterte. Vater und Sohn hatten dabei scheinbar Probleme, die richtige

Richtung zu finden und damit blieb Papa Schrankl als Beifahrer eine einmalige Episode.

 

Ab 1974 startete der Obinger  dann  mit seinem Auto Bianchi bei Automobilslaloms und

Bergrennen und da hat es dann so richtig gefunkt. Eine Faszination, die bis heute anhält. An

der Freude am Motorsport hat sich auch nach dem tragischen Unfalltod seines Bruders Horst,

der 1968 bei einem Bergrennen in Neumarkt(Oberpfalz) ums Leben gekommen ist, nichts

geändert. Der Gedanke, aufzuhören, ist Schrankl nie in den Sinn gekommen, auch wenn Mama

Friedl dann beruhigter gewesen wäre. Um ihr zu versichern, „dass im Rallyesport nix passiert“,

griff  er öfter mal in die Trickkiste. Für seine Erkundungsfahrten mit der Mutter suchte er extra

langsame Streckenabschnitte aus.

 

1981 stieg er in die Rallye-Szene ein und legte damit den Grundstein für eine erfolgreiche

Karriere. Schon nach einigen Rennen hat Siegi Schrankl gemerkt, dass er ein guter Rallye-

Fahrer, aber ein noch besserer Beifahrer ist. Der Rest ist Geschichte, denn an der Seite von

Hermann Gassner wurde der Obinger vier Mal Deutscher Rallyemeister und fünf Mal

Vizemeister. Heute gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Co-Piloten im Rallye-Sport. Als

„Auge des Fahrers“ gibt er aus dem „Gebetsbuch“ wichtige Streckendetails zum richtigen

Zeitpunkt an seinen Rallyepiloten weiter, um möglichst schnell - und ohne Ausritt in die Pampas

- ins Ziel zu kommen. Bei Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 200 Km/h auf Schotter oder

unübersichtlichen Pisten, ist das keine Selbstverständlichkeit.

 

Über seine Erlebnisse bei den Rennen, die ihn durch ganz Europa geführt haben, könnte er ein

Buch schreiben. Zu seinen persönlichen Highlights gehört die Teilnahme an der Rallye Monte

Carlo, bei der das Team Gassner/Schrankl 1999 bei einer Prüfung Gesamtbestzeit fuhr.  Gerne

gibt Schrankl sein großes Erfahrungspotential an junge ambitionierte Motorsportler weiter. So

war er 2013 als Co-Pilot im Opel Adam Rallye-Cup, der als Plattform für den Nachwuchs

gedacht ist, unterwegs oder belegte bei der 52. Auflage der ADMV Rallye Erzgebirge vor über

30.000 Zuschauern nach 134 Kilometern und 13 Wertungsprüfungen mit Youngster Sebastian

Zimmermann aus Plauen den guten achten Platz. Für das Beifahrer-Urgestein kein Problem. Er

kennt die Szene in-und auswendig und scherzt, dass er nun die Enkel der Fahrerkollegen, die

sich längst zur Ruhe gesetzt haben, an den Rallyesport heranführt. Und das soll auch in den

kommenden Jahren so bleiben.

 

Es macht eben immer noch Spaß, Rallye zu fahren. Getreu dem Spruch: „Ein Auto versteht

einen Mann besser als jede Frau und widerspricht nur äußerst selten“, ist Schrankl, als

Motorsportler durch und durch, natürlich mit einer echten Amazone "verheiratet". Seit 1979

ist die knallrote STEYR PUCH 650 TR I alias "Aloisia Schrankl“ an seiner Seite. Mit ihr ist er

seither erfolgreich auf den Slalompisten unterwegs und hat dabei schon viele Siege

eingesammelt. Beide sind auch heute noch gern gesehene Teilnehmer bei Automobilslaloms

der Oberlandrunde.

 

Erfolge:

  • 4 x Deutscher Rallyemeister 1995, 2003, 2007, 2008
  • 5 x Deutscher Rallye Vizemeister 1996, 2001, 2002, 2004, 2005 
  • Sieger ADAC Rallye Masters 2006
  • Peugeot Cup Sieger 1988
  • Rallye Meister Oberlandrunde 1984
  • Slalommeister Oberlandrunde 1977
  • Viele Klassen- und Gesamtsiege