Teil 5: Thomas Reiterberger
Thomas Reiterberger zog es nicht auf den Asphalt
von Christa Auer
„Brutal, wie schnell man auf dem Oval fahren kann“- Thomas Reiterberger ist heute noch
fasziniert vom Bahnsport. Vor gut 25 Jahren war er selbst rasant und erfolgreich auf den Gras-
und Sandpisten in ganz Deutschland unterwegs.
Denn im Gegensatz zu seinen Obinger Rennfahrer-Kollegen, zog es den Oberpiracher nicht auf
die geteerte Piste. Viel lieber driftete er auf Gras- oder Sandbahn und Cross Strecken, wo es
spektakulär und hart zur Sache geht.
Auf den Geschmack kam Reiterberger durch denEmertshamer Speedwayfahrer Stefan Deser,
der Anfang der Achtziger in der Speedway-Bundesliga für den Landshuter Verein mitfuhr und
gewissermaßen zum Vorbild wurde. Wenn man das so sagen kann, denn Speedwayfahrer sind
schon eine ganz besondere Spezies. Auf ihren Motorrädern ohne Bremsen sind sie auf keinen
Fall zimperlich und wahre Balancekünstler. Entgegen dem Uhrzeigersinn absolvieren sie ihren
Ritt auf den Gras- oder Sandpisten und schonen dabei weder sich selbst noch das Gefährt.
Also genau recht für den zweiradbegeisterten Obinger. Ihm gefiel die Herausforderung und
nach einem Fahrlehrgang war er auf seiner Weslake 500 ccm als B-Lizenz-Fahrer deutsch-
landweit auf den anspruchsvollsten Strecken unterwegs.
Zu Thomas Reiterbergers persönlichen Höhepunkten zählt der Sieg 1989 beim
spannenden Sandbahnrennen in Pfarrkirchen, Das Rennwochenende mit internationalem
Fahrerfeld lief für den Obinger perfekt.
Vergleichsweise kostensparend, denn, anders als im üblichen Motorradsport, gab es für die
Fahrer Startgeld. Damit waren zumindest die Benzinkosten für die Anreise gedeckt. Finanzielle
Unterstützung kam auch von der Motorradfahrergemeinschaft Obing und einigen Firmen.
Geschraubt hat der gelernte Motorradmechaniker ohnehin selbst und mit Spezln.
Gleich in seiner ersten Saison konnte er sich bei allen Rennen für das Finale qualifizieren und
das ist bei den anspruchsvollen Kursen und dem großen Teilnehmerfeld schon beachtlich. Auch
in den Folgejahren war Reiterberger mit guten Platzierungen immer vorne mit dabei. Stürze
und nicht unerhebliche Verletzungen blieben da nicht aus. Schon in der ersten Saison brach sich
der Oberpiracher fünf Wirbel, doch der Begeisterung tat das keinen Abbruch. „Da darfst nicht
empfindlich sein“, lautete das Motto Reiterberger. Nach zahlreichen weiteren Verletzungen
musste er den Bahnsport dann aber doch schweren Herzens an den Nagel hängen. Im April
1992 fuhr er in Plattling sein letztes Sandbahnrennen. Bei einem Sturz im Finale zog er sich
damals einen Trümmerbruch im rechten Unterarm zu und beendete im Anschluss seine
Karriere. Heute fährt Reiterberger nur noch zum Spaß querfeldein oder unternimmt mit dem
„Kreidler-Verein“ oder der Familie – allesamt natürlich auf einer Kreidler Florett RS50 –
gemütliche Sonntagsausflüge.
Seine Rennsportbegeisterung hat er an Sohn Markus weitergegeben, der als Motorrad-
rennfahrer mit zwei deutschen Meistertiteln in der IDM Superbike (Internationale Deutsche
Motorradmeisterschaft) bislang eine sehr erfolgreiche Karriere hingelegt hat. Als Renn-
mechaniker hat Reiterberger ihn bisher zu allen Rennen begleitet. Im kommenden Jahr ist er
als Motorenmechaniker bei BMW weltweit für Neuaufbauten und Revisionen der Rennmotoren
zuständig.
Erfolge und fahrerische Stationen:
- Erstes Sandbahnrennen im März 1986 in Plattling Platz 7. von über 100 Fahrern.
- Speedwayrennen Krumbach im Juni 1987 Platz 3
- erster Sieg beim Grasbahnrennen Berghaupten(Schwarzwald) am 6.9.1987 vor ca.10000 Zuschauern
- Platz 3 beim Grasbahnrennen Bad Waldsee 13.9.1987
- Platz 1 beim Grasbahnrennen Willing/Ndb. 1987
- Platz 3 beim Sandbahnrennen Pfarrkirchen 28.8.1988.
- Platz 1 beim Grasbahnrennen Willing 1988.
- Platz 4 in der Gesamtwertung Zweite Speedwaybundesliga für Ruhpolding 1988.
- Platz1beim Sandbahnrennen Pfarrkirchen 21.5.1989.
- Platz 2 Grasbahnrennen Willing 1989
- Gesamtrang 4 Zweite Speedwaybundesliga für Pocking 1989.
- Zahlreiche vierte, fünfte, sechste Plätze in allen Kategorien von 1986-1989
Wegen Lizenzaufstieg in die Internationale Lizenz fuhr Reiterberger 1990 und 1991 keine Rennen
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