Teil 9: Markus Reiterberger
von Christa Auer
Rasant, erfolgreich, bodenständig – mit diesen drei Worten wäre Markus Reiterberger aus
Oberpirach bei Obing gut zu beschreiben. Der zweifache Deutsch Meister im Superbike ist
schnell unterwegs und tief in seiner Heimatgemeinde verwurzelt.
„ Ich werde Rennfahrer“ – das stand für den kleinen Knirps, mit Rennfahrerblut in den Adern,
schon früh fest. Bekanntlich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm und so wurde Markus
Reiterberger quasi schon mit Rennfahrergenen geboren. Vater Thomas war selbst einige Jahre
lang erfolgreicher Speedwayfahrer und ist bis heute glühender Motorsportfan. Mit seinem
Wunsch, Rennfahrer zu werden, rannte der Junior also offene Türen ein. Wohl auch, weil der
Vater das Talent des Buben und sein Gefühl für’s Gefährt früh erkannte.
Die Team-Work funktionierte dann auf Anhieb. Während Markus fleißig Radfahren lernte, baute
der Papa für seinen Sprössling den ersehnten Honda-Roller und legte damit wohl auch den
Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Oberpirachers. Und auch die in Obing ansässigen
Rennfahrergrößen, die im Hause Reiterberger ein und aus gingen, trugen vermutlich dazu bei,
dass die Begeisterung für den Rennsport schier unausweichlich war. Ob im Kindergarten oder
daheim – bei jeder Gelegenheit spielte Markus Rennfahrer und untermalte seine Fahrten mit
viel „Brum Brum“.Matratze, Baumstamm und Ähnliches wurden zum Motorrad umfunktioniert
und dazu Rennfahrergeschichten erzählt.
Mit sechs Jahren verfolgte der Junior bereits die Rennen von Markus Ober im Fernsehen und
bretterte mit dem Käppi seines damaligen Idols auf seiner Moto-Cross durch den Hausgang
und rund ums Elternhaus. Ursprünglich wollte er aber Vater Thomas nacheifern und Speedway-
Fahrer werden, doch das habe der verboten, weil „du da nichts verdienst und dir nur weh
tust“. Mit sieben Jahren setzte Markus sich auf ein Minibike( 50ccm), das ihm Adi Stadler
besorgt hatte, Nachbar Ralf Waldmann lernte ihm das Fahren. Zwei Jahre später folgte der
Einstieg in den ADAC Mini Bike Cup und der Beginn einer steilen Karriere mit unzähligen Siegen
und einer stattlichen Anzahl von Titeln.
Der 22-jährige Markus Reiterberger ist der Sohn von Speedwayfahrer
Thomas Reiterberger
Von 2007 bis 2008 fuhr Reiterberger mit einem 125er Bike im Red Bull Rookies Cup und IDM.
2009 wechselte er in den Yamaha R6 Dunlop Cup, den er 2010 als jüngster Champion der
Geschichte gewonnen hat. Von 2011 bis 2012 fuhr der Obinger erfolgreich in der Superstock
Europameisterschaft. Auch beim Gewinn der Deutschen Superbike Meisterschaft 2013 auf
seiner 200 PS starken BMW verewigte sich der damals 19-jährige als jüngster Sieger aller
Zeiten.
2015 holte sich der sympathische Obinger souverän die IDM-Krone zurück und stellte mit 12
Siegen in 16 Läufen einen weiteren Rekord auf. Nicht zuletzt mit dem Gewinn des Meistertitels
und guten Platzierungen bei zwei Langstreckenrennen in Frankreich und Japan, hat er sich auch
in seinem derzeitigen Team als erster Fahrer etabliert.
Vor größeren Verletzungen ist der schnelle Obinger bis zu seinem Sturz in Misano im Juni
diesen Jahres weitestgehend verschont geblieben. Plaketten am Motorradlenker mit dem hl.
Christophorus und der Mutter Gottes, die die Mama und die Oma in Altötting weihen ließen,
sollen ihn vor Stürzen bewahren. Und zum Abschied gibt’s immer einen Spritzer Weihwasser,
denn auch abseits der Rennstrecken mag es der Reiti rasant.
Seit März 2015 ist er nun im Profirennsport angekommen und damit ist die anstrengende Zeit
vorbei, wo er, neben seinem Vollzeitjob als Zweiradmechaniker, Rennen gefahren ist und
nebenbei noch über Sponsoren und Spenden rund 50000 Euro für den Saisonbetrieb auftreiben
musste. Obing und Umgebung habe er viel zu verdanken, sagt Reiterberger. Viele Fans und
Sponsoren hätten ihn in all den Jahren finanziell unterstützt und ihm so den Traum vom
Rennfahren überhaupt ermöglicht.
Unterstützung kam und kommt aber auch von der Familie. Vater Thomas war als Truckfahrer,
Koch, Geldbeschaffer und Mechaniker immer an seiner Seite, während die Mama und sein
Bruder Stefan mit dem Rest der Familie zuhause bei jedem Rennen mitfiebern. „Mehr als
einmal standen wir schon vorm Karriereaus“, erzählt der Obinger. Deshalb habe er mit Hilfe
seines Vaters Ende 2008 dann ein eigenes Team gegründet und das notwendige Geld von der
Bank geliehen, um im Yamaha Cupfahren zu können. Anfang 2011 habe dann trotz des
Gewinns des Yamaha Cups erneut das Ende gedroht, weil der Aufstieg in die Supersport Klasse
erst nicht finanziert werden konnte. Letztlich habe sich dann doch mit alpha racing aus
Rosenheim noch ein Platz im Superstock 1000 Cup auf BMW gefunden. „Es war nicht immer
leicht“, sagt Reiti, doch die Erfolge hätten ihn bestätigt, immer an seinem Traum festzuhalten,
es „ganz nach oben zu schaffen“.
Erstmals ohne Geldsorgen in die neue Saison zu starten sei schon ein beruhigendes Gefühl
gewesen, erzählt Reiterberger. Nach einer ausgiebigen Saisonvorbereitung mit Konditions- und
Ausdauertraining, folgten im Februar dann ausgiebige Tests und erste Rennen in Melbourne. Bei
seinen Starts konnte er dann auch gleich einige Ausrufezeichen setzen. Reiterberger geht im
Team Althea Racing BMW Team mit einer BMW S1000RR mit BMW werksseitiger
Unterstützung, in der World Superbike an den Start. Vor allem die Rennen in Thailand seien
aufgrund der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit eine ganz neue Erfahrung gewesen,
schwärmt Reiti. Insgesamt sieht er seine erste Saison jedoch als Lernjahr. Er will die große
Chance nutzen, Größen wie Jonathan Rea oder Tom Sykes „ein bissl zu ärgern“ und „ein
einstelliger Tabellenrang am Saisonende wäre super“.
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Bald erstes Rennen nach schwerem Sturz
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Doch erst muss der 22-Jährige wieder fit werden. Nach seinem Sturz auf der italienischen
Rennstrecke in Misano, bei dem sich der ehrgeizige Obinger zwei Brustwirbeln gebrochen und
einige Prellungen und Stauchungen zugezogen hat, ist er nun wieder auf dem Weg der
Besserung. Der Heilungsprozess verläuft aus Sicht der Ärzte gut und Reiterberger ist froh, dass
er dank der zweimonatigen Sommerpause nur ein Rennen aussetzen musste. Beim
Heimrennen vom 16. bis zum 18. September am Lausitzring will er unbedingt sein Comeback
feiern, denn „der Rennsport ist mein Leben“. Ans Aufhören hat der Obinger nach seinem
schweren Sturz keine Minute gedacht. Die Deutschen Superbike-Fans wird’s freuen. Sie
können nach zweijähriger Durststrecke endlich wieder einem deutschen Piloten zujubeln. Der
„Reiti“-Fanclub und alle Obinger drücken sowieso alle Daumen...
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